Cimelien der Staatlichen Bibliothek Neuburg
Im Zuge der Säkularisation wurden in Bayern zahlreiche Provinzialbibliotheken gegründet, so auch am 28. April 1803 die heutige Staatliche Bibliothek Neuburg an der Donau. Sie sollte die mittelalterlichen Handschriften und neuzeitlichen Drucke der säkularisierten Klöster des Umlands aufnehmen, die nicht von der Münchener Hofbibliothek reklamiert worden waren. Um eine fachgerechte Aufbewahrung und Erschließung zu gewährleisten, wurden die mittelalterlichen Handschriften 1909 auf Weisung des Königlichen Staatsministeriums in die Münchener Hofbibliothek, die heutige Bayerische Staatsbibliothek, überführt. Dieser als "Neuburger Auslieferung" bezeichnete Bestand umfasst 98 lateinische und 6 deutsche Handschriften überwiegend aus dem Mittelalter. 70 der 104 Codices stammen aus dem 1135 gegründeten Kaisheim, einem der ältesten Zisterzienserklöster auf dem Gebiet des heutigen Bayern. Sie geben Einblick in die Geschichte des Zisterzienserordens in Deutschland, von seiner Ausbreitung und Institutionalisierung bis hin zu seinem wirtschaftlichen Niedergang im 14. Jahrhundert und der darauffolgenden Wiederbelebung der zisterziensischen Buchkultur im 15. Jahrhundert. Bemerkenswert ist das frühneuzeitliche Prachtantiphonar Clm 28150, das – entgegen dem zisterziensischen Ideal der Schlichtheit – von dem Schweizer Buchmaler Nikolaus Bertschy mit kunstvollen Initialen und Rankenbordüren ausgestattet worden ist. Thematisch gehören zur "Neuburger Auslieferung" überwiegend theologische Werke, aber auch medizinische Traktate und naturwissenschaftliche Schriften, beispielsweise von Euclid und Albertus Magnus. Einige Handschriften französischer und italienischer Herkunft dokumentieren die internationale Vernetzung des bayerischen Klosters.