Technologien und Softwareentwicklung
IIIF und Mirador
Die Bayerische Staatsbibliothek ist stolz darauf, einen Großteil ihrer digitalen Sammlungen über den IIIF-Standard bereitzustellen zu können. IIIF (gesprochen "Triple-Ei-F") steht für International Image Interoperability Framework und umfasst eine Reihe von Schnittstellen, die von der weltweiten GLAM-Community (GLAM="Galleries, Libraries, Archives, Museums") gemeinsam in einem offenen Prozess erarbeitet werden.
Offene Standards und Schnittstellen statt isolierter Insellösungen
Seit Beginn der Kulturgut-Digitalisierung in den 1990er Jahren wurden zahlreiche technische Lösungen zur Online-Präsentation digitaler Bestände aus Bibliotheken, Archiven und Museen entwickelt. Nutzer digitaler Bildrepositorien sind deswegen bis heute gezwungen, sich bei ihren Recherchen mit einer Vielzahl an Viewern und unterschiedlichsten Funktionalitäten vertraut zu machen. Diese zahlreichen, isoliert betriebenen technischen Insellösungen sind vor allem in Bezug auf Wartung und Pflege eine große Herausforderung für digitalisierende Einrichtungen geworden. Die Standards von IIIF ermöglichen dagegen eine einheitliche Datenbereitstellung, einfachen Datenaustausch sowie höhere Nutzerfreundlichkeit, und bieten damit die besten Voraussetzungen für die internationale Zusammenarbeit in der Forschung.
IIIF-Technologie
Das International Interoperability Framework (IIIF) besteht aus zwei sogenannten Application Programming Interfaces (APIs):
Die Image API definiert einen Web-Service zur Ausgabe von Bildern. Es sind dabei Anpassungen möglich in Bezug auf Format, Ausgabegröße, Zoomstufe, Ausschnitt, Farbtiefe oder Rotation.
Die Presentation API beschreibt die Ausgabe eines Objektes mit seinen bibliographischen und strukturellen Metadaten. Der Output erfolgt als JSON-LD-Objekt [Beispiel für ein JSON-LD-Objekt]; die Ausgabe der Images gemäß der Image API ist integriert.
IIIF bietet eine noch nie dagewesene Interoperabilität, institutionsübergreifenden Austausch digitaler Objekte sowie standortunabhängige Darstellung in unterschiedlichsten Viewern. Die Standards ermöglichen konkret:
Wartung und Pflege nur noch einer einheitlichen technischen Infrastruktur
Bereitstellung hochauflösender Bilder mit einer Punktdichte von 300 ppi und mehr
Einheitliche intern und extern nutzbare Schnittstellen und damit die Vernetzung mit anderen IIIF-Bildrepositorien
Nachnutzung einer wachsenden Zahl von IIIF-konformen Entwicklungen, z.B. von Viewern wie Mirador oder Universal Viewer für Videos, Audios, Bilder und 3D-Objekte
Mirador-Viewer
Das MDZ nutzt die Viewer-Software Mirador für seinen IIIF-Webauftritt. Die Software, eine Entwicklung der Universitäten Harvard und Stanford im Rahmen der IIIF-Gemeinschaft, läuft als Browser-Applikation auf der Basis von HTML5 und JavaScript. Mirador erlaubt neben dem Betrachten und Durchblättern von digitalen Objekten auch das Annotieren und Vergleichen von Objekten aus den unterschiedlichsten IIIF-konformen Repositorien weltweit. Weitere Funktionen sind stufenloses Zoomen in hochaufgelösten Bildern sowie temporäre Bildmanipulation (Rotation des Bildes, Veränderung von Helligkeit, Kontrast und Sättigung, Umkehrung der Farben ("Negativansicht"), Graustufen). Darüber hinaus bietet Mirador die URL-Erzeugung zu einem bestimmten Bild-Ausschnitt zur Verwendung in einem CMS oder zum Download. Eine Video-Hilfe zur Nutzung finden Sie auf unserer Hilfeseite.
Die IIIF-Gemeinschaft
Das International Image Interoperability Framework entstand 2011 mit Unterstützung der Mellon Foundation aus einer gemeinsamen Initiative renommierter Gedächtnisorganisationen, zu denen unter anderem die Harvard University, die Stanford University Libraries, Cornell University, British Library, Bodleian Libraries (Oxford) sowie die Nationalbibliotheken von Frankreich und Norwegen gehören. Heute wird die IIIF-Gemeinschaft von zahlreichen, über den Globus verteilten Museen, Bibliotheken und Archiven getragen. Die Bayerische Staatsbibliothek selbst ist seit Juni 2015 Mitglied im so genannten IIIF Core Founding Member Consortium.
Open Source
Das MDZ setzt bei seiner Software auf offene Standards. Daher nutzen wir nicht nur Open-Source-Produkte, sondern beteiligen uns aktiv an deren Entwicklung. Zudem stellen wir nachnutzbare Komponenten unserer eigenen Produkte unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung und entwickeln diese im Dialog mit der Community weiter. Beispiele hierfür sind unsere Java-Implementierungen des IIIF-Standards, Plugins für das OCR-Highlighting in Solr, Java-Bindings für hochperformante JPEG und JPEG2000 Verarbeitung oder unser Datenverarbeitungs-Framework Flusswerk.
Eine Übersicht über alle Open-Source-Projekte des MDZ gibt es auf GitHub.