Jahrbuch für Münchener Geschichte
Das von Karl von Reinhardstöttner (1847-1909) und Karl Trautmann (1857-1936) herausgegebene Jahrbuch für Münchener Geschichte widmete sich vor allem der "Kulturgeschichte" Münchens. Die fünf Bände des kurzlebigen Organs sind bis heute eine Fundgrube für die Kunst-, Literatur-, Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte der bayerischen Landeshauptstadt.
Erscheinungsort und -dauer, Herausgeber
Das Jahrbuch für Münchener Geschichte erschien erstmals 1887. Es folgten bis 1894 vier weitere Bände. Die kurzlebige Publikationsreihe wurde von Karl von Reinhardstöttner (1847-1909) und Karl Trautmann (1857-1936) begründet. Sie wurde zuerst in der Lindauerschen Buchhandlung (Band 1 und 2), dann im Verlag C. C. Buchner, Bamberg, (Band 3-5) herausgegeben. Reinhardstöttner war Professor an der Technischen Hochschule in München und Trautmann königlicher Hofrat und Studienlehrer in München.
Inhalt und Bedeutung
Im späten 19. Jahrhundert existierte in München noch keine Publikationsreihe, in der Aufsätze spezifisch zur Stadtgeschichte veröffentlicht werden konnten. Seit 1839 veröffentlichte der Historische Verein von Oberbayern das "Oberbayerische Archiv für vaterländische Geschichte". Dort wurden im Rahmen der landesgeschichtlichen Ausrichtung auch Beiträge zur Geschichte publiziert. Hingegen wurden z.B. in Nürnberg durch den seit 1878 bestehenden Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg die Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (1. Band 1879) herausgegeben. Diesem „Mangel an wissenschaftlicher Forschung“ zur Kulturgeschichte Münchens wollten Reinhardstöttner und Trautmann mit dem Jahrbuch für Münchener Geschichte entgegenwirken.
Das Jahrbuch für Münchener Geschichte veröffentlichte Beiträge, die Materialien aus Münchener Archiven und Bibliotheken aufbereiteten, um sie Lokalforschern zu erschließen. Ebenfalls sollten diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in populärer, für ein breites Publikum zugänglicher Form dargestellt werden. Der Abschnitt „Neue Mitteilungen“ enthielt Quelleneditionen von Akten, Briefen, Rechnungen, etc., die nicht „literarisch“ aufbereitet werden konnten.
Der inhaltliche Schwerpunkt des Jahrbuchs lag nicht nur auf der Geschichte Münchens. Die Aufsätze sollten sich auch mit der Geschichte von Abteien, Klöstern und Burgen im Münchner Umland befassen sowie mit den Städten, die mit München Beziehungen unterhielten. Darüber hinaus sollten sich Aufsätze der Darstellung der Beziehungen des Münchener Hofs zu anderen europäischen Kulturnationen (insbesondere Frankreich, Italien und Spanien) widmen. Diese Ziele wurden u.a. durch den Abdruck von Reiseberichten erreicht.
Die Beiträge im Jahrbuch für Münchener Geschichte umfassen Themen aus der Alltags- und Mentalitätsgeschichte, Kirchen-, Kunst-, Literatur-, Musik-, Theater- und Wirtschaftsgeschichte, wobei Politisches nur als Teil einer kulturwissenschaftlichen Diskussion angesprochen werden sollte.
Autor: Andreas Dahlem